Wie viel muss man lernen für eine Prüfung im Jus Studium
Wieviel muss man lernen für eine Prüfung im Jus Studium? Das ist eine Frage, die sich fast alle Studierenden vor den Prüfungen stellten. In diesem Artikel versuche ich diese Frage so gut wie möglich zu beantworten.
Naja, es kommt drauf an. Zuallererst muss gesagt werden, dass es selbstverständlich keine allgemein richtige Antwort auf diese Frage gibt. Fraglich ist vielmehr was du willst, wer du bist und wie die Umstände sind.
Man sollte sich folgende Gegenfragen stellen:
- Welche Note möchte ich?
- Wie schnell lerne ich?
- Wie gut liegt mir das Fach?
- Wie viel weiss ich im Vergleich zu meinen Kommilitonen?
- Welche Art von Prüfung steht mir bevor: Mündlich, schriftlich, Falllösung, Wissensprüfung?
Nun wollen wir uns aber nicht zufrieden geben mit lauter Gegenfragen und der Aussage, dass es halt drauf ankommt. Vielleicht bist du am Anfang des Jus-Studiums und möchtest ungefähr wissen wie viel Aufwand eine Prüfung ist oder dich interessiert wieviel andere Studierende lernen.
Was ist zu wenig und was zu viel?
Einfach nur die Vorlesung schauen wird wohl niemandem reichen. Nur das Buch lesen auch nicht. Aber das ganze Buch von A-Z durchlesen und die Vorlesung schauen wird für die meisten auch nicht nötig sein. Sowieso ist es meist nicht nötig das ganze Buch zu durchzulesen, weil oft Inhalte vorhanden sind, die absolut nicht Prüfungsstoff sind, oder zusätzlich und nicht wirklich wichtig.
Man muss nicht in jedem gestreiften Thema alle Ausnahmen und Spezialregelungen kennen und überall mehr wissen als in der Vorlesung behandelt wurde. Grundsätzlich ist es von dem her besser den behandelten Stoff gut zu kennen und nicht sich in weiterführenden Details zu verlieren.
Übungen lösen, diskutieren, Lerngruppen
Für mich persönlich, ist es so, dass es nicht gut kommt, wenn ich gerade auf die Prüfung erst den Stoff das erste Mal behandelt habe. Es ist besser den Stoff das erste Mal länger vor der Prüfung abgehandelt zu haben und dann die restliche Zeit mit Diskussionen, Lerngruppen und vor allem dem Lösen von Übungen zuzubringen. Durch das Lösen von Übungen kommt man in den Prüfungsmodus und repetiert den gelernten Stoff Stück für Stück. Man lernt wie man das ganze Theoriewissen anwenden muss.
Folgt man der Vorlesung und liest das Buch sporadisch, hat man bald mal das Gefühl, dass man den Stoff verstanden hat. Für mich reicht das oft jedoch noch nicht. Erst nach einer Auseinandersetzung mit Kollegen und Übungen beginnt man den Stoff wirklich zu verstehen, man lernt wie man an Aufgaben rangehen muss, um sie schnell und effizient zu lösen. Man bekommt die nötige Routine für eine gute Note.
Zu viele Stunden am Tag lernen bringt nichts
Grundsätzlich denke ich ist es keine gute Idee mehr als 6 Stunden an einem Tag lernen zu wollen. In 6 konzentrierten Stunden mit ausreichenden Pausen dazwischen bleibt mehr im Gehirn hängen als an einem stressigen 12h-Tag. Schlussendlich sind die Noten nicht proportional zu den eingesetzten Stunden, sondern proportional zum tatsächlichen Wissen und Können. Mehr ist nicht unbedingt besser.
Welche Art von Prüfung hast du?
Passe dein Lernstil und deine Methoden der Prüfung an: wenn du eine mündliche Prüfung hast, bespreche den Stoff mit Kollegen. Stellt euch gegenseitig Fragen und versucht diese mündlich zu beantworten. Es gibt sogar Fragenbücher für manche Fächer, wenn man lieber alleine lernt.
Wenn ihr bspw. eine schriftliche Strafrechtsfalllösung vor euch habt, löst Fälle, schreibt sie auch komplett aus von Zeit zu Zeit.
Prüfungsspezifisches Lernen macht Sinn. Denn es gibt nichts, was frustrierender ist, als eigentlich das nötige Wissen zu haben, dann aber aufgrund der Prüfungsart zu versagen. Es kann passieren, weil man nie mündlich geübt hat, Fragen zu beantworten, oder weil man nie geübt hat, Fälle auszuschreiben.
Man sollte vermeiden, dass man bei der Prüfung in Situationen kommt, die völlig neu sind und man dann bei grds. einfachen Themen bereits in die Bredouille gerät.
Antworten von Kommilitonen
Ich habe im Zuge dieses Artikels vielen meiner Kommilitonen die folgende Frage gestellt:
Wie viel muss man lernen und wie weiss man, dass man genügend gelernt hat?
Wo sich alle einig waren, ist dass man das nur schwer allgemein sagen kann, und dass das von der Person und ihren jeweiligen Ambitionen abhängt. Jedoch sind einige sehr spannende Ansätze aufgekommen, die mir persönlich weitergeholfen haben.
Es ist unterhaltsam zu sehen, wie gewisse Leute ganz akribisch genau ihre Methoden haben und andere einfach büffeln bis der Arzt kommt.
Die meisten sind sich jedoch einig, dass es im Jus Studium, egal wie schlau man ist, einfach immer einen grossen Aufwand bedeutet, und dass man eigentlich nie alles kann.
Fragen beantworten können
Eine mehrfach gehörte Aussage war: Genügend gelernt hat man, wenn man Fragen eines anderen Studierenden beantworten kann. So hat man Gewissheit, dass man nicht nur auswendig etwas nacherzählen kann, sondern, dass man den Stoff wirklich verstanden hat. Ein Kommilitone wurde ganz spezifisch und meinte, dass man auf Fragen von Kommilitonen zu 85% antworten können sollte. Mann muss nicht 100% wissen und sofort wie ein Computer abrufen können, 85% der Antwort reicht und ist der Punkt an dem man mit dem lernen aufhören kann. Versucht man die 85% auf 100% aufzubessern wird man unendlich viel Zeit investieren und nicht mehr viel Fortschritt machen. Evt. verliert man sogar den Überblick für das Grosse ganze und man wird schlechter. Pass aber darauf auf, dass du alle Bereiche beherrschen musst. Mach nie das Fehler, ein Thema zu unterlassen, weil sie „sowieso nie geprüft wird“ (wie man das oft mit den Sexualdelikte im Strafrecht hört). Nicht 20% von einigen Themen und 98% von anderen, sondern 85% von allen.
Ein bisschen geht immer noch
Man weiss nie wann man genug gelernt hat. Grds. beginnt man in der Vorlesungsfreien Zeit mit dem Lernen und lernt möglichst diszipliniert bis zur Prüfung. Da dies meist nicht mehr als 2-4 Wochen dauert wird am Schluss eher irgendwann einfach keine Zeit mehr zur Verfügung stehen. Man lernt also einfach bis zur Prüfung.
Mehr lernen schadet nie und schliesslich weiss man nie was wichtig ist und was nicht. Lässt man etwas weg oder behandelt es nur oberflächlich, kann es ja sein, dass genau das abgefragt wird.
Man kann sowieso nie alles perfekt also bleib locker
Es ist gar nicht möglich, alles zu wissen und alles perfekt erklären zu können. Deshalb mach dir nicht zu viel Stress. Man muss meist auch nicht alles wissen, um eine 6 zu erreichen. Schlussendlich spielt auch immer noch der Zufall mit rein und man hat einen guten oder schlechten Tag, Glück oder Pech bei den Fragen. Womöglich ist eine gewisse Gelassenheit beim Lernen, sowie auch bei der Prüfung vorteilhaft. Denn zu viel Druck lähmt uns oder macht uns übermässig nervös und fehleranfällig.
Währen dem Semester gut mitmachen ist bereits die halbe Miete
Sei aktiv in den Vorlesungen. Melde dich, stelle deine Frage oder beantworte die vom Professor und Dozenten. So zwingst du dich aufmerksam zu bleiben und dein Gehirn bearbeitet direkt einen Teil der Informationen. So bleiben sie besser im Kopf, als wenn du rein passiv die Vorlesung zuschaust oder sie Wort zu Wort abtippst.
Wenn du während dem Semester gut mitmachst, die Vorlesungen vor- und oder nachbereitest und dann vor der Prüfung alles durchgehst, Fälle löst oder mündlich übst, sollte es reichen.
Bulimie-lernen am Schluss
Die gegenteilige Meinung: Währen dem Semester mitmachen ist gut und schön, aber kurz vor der Prüfung sollte man einfach alles nochmals reindrücken und es dann am Prüfungstag präsent haben.
Es ist effizienter 2-3 Wochen sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen als über das ganze Semester verteilt 2 Stunden pro Woche pro Fach zu investieren. So muss man jedes Mal wieder auf neue in die Materie finden und man vergisst was vor 8 Wochen behandelt wurde. So geht auch der Überblick verloren. Intensive und konzentrierte Themenbezogene Phasen wirken Wunder und man kann sehr viel Stoff durcharbeiten in 2 Wochen.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass man oft nach der Prüfung alles schnell wieder vergisst.
Der K-Punkt
Irgendwann beim Lernen kommt man an einen Punkt, bei dem das Thema plötzlich beginnt Spass zu machen, weil man mittlerweile ein gutes Verständnis für den Stoff erlangt hat. Das Gefühl von «wieso habe ich mich nicht schon früher damit beschäftigt, das ist ja eigentlich ein spannendes Thema» Genau das ist der K-Punkt.
Man versteht die strittigen Punkte und beginnt selbst eine Meinung zu umstrittenen Themen zu bilden. Man hat Lust über Entscheide und Meinungsstreitigkeiten zu diskutieren. Das ist ein Zeichen dafür, dass man ein genügend gutes Verständnis von dem Thema hat und bereit ist, das erlangte Wissen anzuwenden.
Höre auf dein Gefühl
Du bist mittlerweile im Studium angelangt, d.h. du hast schon ca. 12 Jahre Schulerfahrung hinter dir. Mittlerweile solltest du ein gutes gesundes Gefühl entwickelt haben und wissen, ob du den Stoff verstehst oder nicht. Lerne bis du das Gefühl hast, du beherrschst den Stoff. Vertraue auf deine Einschätzung, die dich die letzten Jahre offensichtlich auch gut durch die Schule gebracht hat und lass dich nicht stressen von irgendjemandem, der mehr lernt als du.
Frage dich: „Habe ich den Überblick über das ganze Thema, kann ich wichtige Punkte vertiefter erklären gibt es nirgends grössere Lücken, zu denen ich nichts weiss?“ Wenn du diese Fragen bejahen kannst, solltest du bereit sein.
Probleme erkennen
Ich glaube, jeder ist sich einig, dass man Fälle lösen sollte in der Prüfungsvorbereitung. Genügend gelernt, hat man, wenn man beim Lesen des Falles oder der Aufgabe erkennt, wo die Probleme, die Schwierigkeit, die strittigen Punkte und der Schwerpunkt der Aufgabe liegt. Erkennt man das nicht, hat man vermutlich noch nicht ein genügend gutes Verständnis der Materie. Liest man einen Fall und erkennt sofort, «aha dort ist das Problem, dort liegt der Knackpunkt, das ist wichtig, das wollte der Prüfer prüfen mit dieser Aufgabe», dann hat man ein sehr gutes Verständnis des Stoffes. Man hat die nötige Übersicht und aber auch das Wissen im Detail. Es ist dabei nicht unbedingt notwendig, dass man alle Meinungen eines Meinungsstreits kennt und die perfekte Lösung bereithält. Das erkennen der Probleme ist der Punkt, an dem man den Stoff gut verstanden hat.
Im Studiengang Jura ist es i.d.R. wichtiger zu wissen, dass man ein Problem hat, als genau eine vorgefertigte salonfähige Lösung bereit zu haben. Denn solche Lösungen gibt es in der Juristerei selten.
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Ich finde vor allem das Thema Mietrecht schwierig. Aber danke für die tollen Tipps, welche auf jeden Fall wertvoll sind! 😉
Wir haben leider keine Zusammenfassungen über dieses Thema, aber vielleicht kannst du probieren, eine Lerngruppe zu bilden? Das kann helfen! Auf jeden Fall, es freut uns, dass du dich für unsere Tipps interessiert hast!